Die ‚gerechte Stadt‘: Wohnbauförderung und Stadtplanung
Beim internationalen Forschungsprojekt ‚Die demokratischen Grundlagen der gerechten Stadt‘ (2017-2021), geleitet durch Dr. Oliver Dlabač und unterstützt durch den Schweizer Nationalfonds, ging es um die konkrete Bedeutung ‚gerechter Stadtplanung‘ in ausgewählten europäischen Städten. Darin wird argumentiert, dass eine sozial nachhaltige Stadtplanung nicht nur punktuell bei anstehenden Bauprojekten eine Rolle spielen sollte. Vielmehr sollten stadtweite Entwicklungsstrategien verfolgt werden, welche das soziale Gesamtgefüge im Auge behalten. Als Voraussetzungen für eine gerechte Stadtentwicklung gelten: der politische Wille für gezielte Massnahmen, welche tatsächlich benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu Gute kommen; politische Institutionen, welche über die Gemeindegrenzen hinaus blicken; und eine Gesellschaft, welche bereit ist, soziale und kulturelle Vielfalt auch in der eigenen Wohnstrasse zu akzeptieren.
Durchmischte Wohnstadt: Potenzial gemeinnütziger Wohnbauträger
Auch wenn das Bauen sozial durchmischter Siedlungen und Quartiere grundsätzlich auch privaten Bauträger*innen offen steht, so fällt in genannter Studie auf, wie insbesondere bestehenden Wohnbaugenossenschaften oder neu zu schaffenden gemeinnützigen Wohnbauträger*innen das Potenzial für eine bessere Durchmischung von Siedlungen und Quartieren zugeschrieben wird. Während Wohnbaugenossenschaften in der Schweiz bereits datengestützte Tools für die Wohnungsvergabe nutzen, orientieren sich die Zielvorgaben ganz grob an der Bevölkerungszusammensetzung der entsprechenden Gemeinde oder des entsprechenden Kantons. Wie viel einzelne Siedlungen tatsächlich zur sozialen, kulturellen und generationsübergreifenden Durchmischung beitragen respektive wieviel sie dazu beitragen könnten, hierzu liegen bislang keine Analysen vor. Im Rahmen eines eigeninitiierten Projekts sollen nun für die Stadt Zürich für jede gemeinnützige Siedlung Zielwerte errechnet werden, welche zu einer optimalen Durchmischung auf verschiedenen Massstabsebenen beitragen würden: innerhalb der Siedlung, auf Ebene der Nachbarschaft sowie der Beitrag zur stadtweiten Durchmischung über die Quartiere hinweg. Die Ergebnisse sollen dann mit ausgewählten Wohnbauträger*innen diskutiert und anschliessend veröffentlicht werden.
Digitalisierung der Schulzuteilung
In der Schweiz, wie andernorts, wird die jährliche Zuteilung zu Schulen bis heute weitgehend manuell durch Zuteiler*innen der zuständigen Schulbehörde vorgenommen. Dabei sehen kantonale und kommunale Weisungen vor, dass nicht nur auf kurze und sichere Schulwege zu achten ist, sondern auch auf eine ausgewogene Zusammensetzung der Schulen und Klassen nach sozialer und sprachlicher Herkunft, Leistungsfähigkeit und Geschlecht. Hinzu kommen beschränkter Schulraum und die Notwendigkeit, neue Klassen in Folge von Bevölkerungswachstum zu eröffnen. Noch bevor es zur eigentlichen Zuteilung der einzelnen Schüler*innen kommt, stehen die Zuteiler*innen bei der jährlichen Bestimmung von schulischen Einzugsgebieten vor einer komplexen Aufgabe. Unser datengestütztes Verfahren – ursprünglich entwickelt an der Universität Zürich – unterstützt Schulbehörden bei der Berücksichtigung dieser verschiedenartigen Anforderungen. Die Festlegung der Einzugsgebiete ebenso wie die Zuteilung der einzelnen Schüler*innen erfolgt aber weiterhin durch die Zuteiler*innen, womit auch individuelle Faktoren der einzelnen Schüler*innen weiterhin berücksichtigt werden.